Sitzung vom 13. April 2017

REK-II-Projekt „Engagement bewegt“: Genehmigung des Konzepts „Vereinsvorstände stärken“

1. Beschlussfassung:

Die Regierung der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens genehmigt das Konzept „Vereinsvorstände stärken“ des Zukunftsprojekts „Engagement bewegt“ im Rahmen des Regionalen Entwicklungskonzepts „Ostbelgien leben 2025“.

Die Ministerin für Kultur, Beschäftigung und Tourismus wird mit der Umsetzung des vorliegenden Konzepts beauftragt.

2. Erläuterungen:

Die Förderung des Ehrenamts ist bereits im Rahmen der ersten Umsetzungsphase des Regionalen Entwicklungskonzepts 2014-2019 von der Regierung auf die politische Agenda gesetzt worden. Das REK-II-Zukunftsprojekt „Engagement bewegt“ setzt diese Bemühungen fort. Das Unterstützungsangebot zum Thema Ehrenamt umfasst:

  • Beratung: Fachvorträge, Weiterbildungen, Einzelberatungen

  • Sensibilisierung: Multiplikatoren- und Netzwerktreffen

  • Anerkennungskultur: Einführung einer Ehrenamtskarte, Einführung eines Ehrenamtspreises

Es zeichnet sich in den letzten Jahren jedoch ab, dass der Unterstützungsbedarf sich verändert hat. Die Infoveranstaltungen werden weiterhin gut besucht und die Einzelberatungen nehmen zu. Jedoch die angebotenen Weiterbildungen finden weniger Anklang. Insbesondere die neu angedachten Initiativen zur Förderung einer Anerkennungskultur sind auf wenig Resonanz des Sektors gestoßen, sodass diese Aktionen gar nicht erst durchgeführt worden sind.

Die Vorstandsarbeit hat sich in den letzten Jahren gewandelt und gestaltet sich zunehmend schwieriger. Die Hauptschwierigkeit besteht darin, überhaupt noch Mitglieder für die Vorstandsarbeit zu gewinnen. Als Hauptherausforderungen werden dabei genannt:

Besetzungsprobleme beim Vorstand: Die Bandbreite der Probleme reicht von kurzfristigen Engpässen bei vorzeitigem Ausscheiden eines Vorstandsmitglieds bis hin zu dauerhaften Besetzungsproblemen, die die Arbeit und die Handlungsfähigkeit einer Vereinigung über Jahre hinweg beeinträchtigen kann.

Mehr Fachkenntnisse: Neben der Besetzungsproblematik zeigt sich bei vielen Vereinigungen auch ein Qualifizierungsproblem für die Herausforderungen eines Vereinsvorstandes: Personalverantwortung, Finanzen, Öffentlichkeitsarbeit, Gewinnung und Umgang mit Ehrenamtlichen. Besonders schwierig wird es, wenn eine Vereinigung Personalverantwortung hat und Zuschussempfänger des Ministeriums bzw. der Gemeinden ist.

Herausforderungen und Druck wachsen: Zusätzlich wirkt der wachsende Anspruch von Mitgliedern, Freiwilligen, Öffentlichkeit und von Zuschussgebern problemverschärfend.

Vorstandsarbeit braucht besondere Anerkennung: Darüber hinaus gilt die Anerkennungskultur einer Vereinigung häufig den konkreten erfolgreichen Projekten und nicht der dazu notwendigen Vorstandsarbeit im Hintergrund. Schnell wird der Einsatz der „Institution“ Vorstand als selbstverständlich empfunden. Vorstände sind aber „der Kopf“ der Vereinsarbeit. Sie ermöglichen erst die Vereinsarbeit und sorgen für die Rahmenbedingungen für eine erfolgreiche Ehrenamtsarbeit. Ihre Arbeit verdient eine besondere Anerkennung.

Unter diesem Druck entscheiden sich viele potenzielle Ehrenamtliche für die konkrete Ehrenamtsarbeit statt diese (über-)fordernde Vorstandsarbeit zu machen. Ähnliche Entwicklungen sind auch in den Nachbarländern festzustellen. So hat die Robert-Bosch-Stiftung das Projekt  "Engagement braucht Leadership" lanciert. Die Stärkung der Vereinigungen ohne Gewinnerzielungsabsichten liegen im ureigenen Interesse der DG, handelt es bei ihnen doch als Anbieter zentraler Dienstleistungen für DG-Bürger um unverzichtbare artner zur Gewährleistung der öffentlichen Daseinsvorsorge.

Um diesem Bedarf zu entsprechen, soll das REK-II-Zukunftsprojekt „Engagement bewegt“ inhaltlich teilweise neu ausgerichtet werden, indem – nach dem Vorbild des Projekts "Engagement braucht Leadership" –  gezielt neue Initiativen zur STÄRKUNG DER VORSTÄNDE initiiert werden. Zunächst soll eine allgemeine Umfrage zur Erhebung der Situation bei den Vereinsvorständen durchgeführt werden. In einem zweiten Schritt sollen Unterstützungsmaßnahmen für Vereinsvorstände durchgeführt werden.

1. Schritt: Umfrage

Um die Situation der Vereinsvorstände in Ostbelgien zu überprüfen, wird vorab eine breit angelegte Umfrage erfolgen. Die Umfrage erfolgt elektronisch und ist anonym. In dieser Umfrage sollen folgende Aspekte erfasst werden:

Angaben zum Verein

Personalsituation

Derzeitige Besetzung des Verwaltungsrates

Motivation für die Vorstandsarbeit

Neue Vorstandsmitglieder werben

Arbeitsweise im Verwaltungsrat

Inanspruchnahme externer Dienstleistungen

Kontakte mit dem Ministerium

Konkrete Unterstützungswünsche für die Vorstandsarbeit 

2. Schritt: Unterstützungsmaßnahmen

Auf Grundlage der Umfrageergebnisse sollen Unterstützungsmaßnahmen entwickelt werden. Dabei kann es sich beispielsweise um folgende Initiativen handeln :

Supervision und Coaching für Verwaltungsräte

Austauschforum für Verwaltungsräte (kollegiale Beratung, Austausch von Best-Practices)

Praxis-Seminare für Vereinsvorstände zu den Aspekten VoG-Gesetzgebung, Steuern und Finanzen sowie zu versicherungstechnischen Fragen. In diesen Praxisseminaren sollen die konkreten Fragestellungen und Fallbeispiele der teilnehmenden Vereinsvorstände bearbeitet werden.

Die VoG als Arbeitgeber.

Administrative Zusammenarbeit mit dem Ministerium

Zielgruppe

Es wird eine breit angelegte Umfrage unter den VoG’s durchgeführt werden. Die Unterstützungsangebote richten sich jedoch prioritär an alle VoG’s in Ostbelgien, die eine strukturelle Förderung durch die Deutschsprachige Gemeinschaft erhalten. Damit ist dies eine Querschnittsaufgabe der Regierung und betrifft die unterschiedlichen Kabinette.

Angesprochen werden Verwaltungsratsmitglieder und/oder Personen, die konkret Verantwortung in der Vereinigung tragen und „Entscheider“ sind. Das können sowohl Ehrenamtliche als auch Hauptamtliche sein.

3. Finanzielle Auswirkungen:

Die oben genannten Maßnahmen können im Rahmen der derzeitigen Finanzkalkulation zum REKII-Projekt „Engagement bewegt“ 2017-2019 realisiert werden.

Sollte das „Austauschforum für Verwaltungsräte“ durch extern Referenten moderiert werden, dann ergibt sich ein zusätzlicher Finanzbedarf von 1.400 €

Haushaltsartikel: OB 40 – Programm 13 – Zuweisung 12.11

4. Gutachten:

Es sind keine Gutachten erforderlich.

5. Rechtsgrundlage :

Gesetz vom 31. Dezember 1983 über die institutionellen Reformen für die Deutschsprachige Gemeinschaft, so wie es abgeändert wurde.