Sitzung vom 8. Mai 2018

Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft in der Arbeitsgruppe Bildung der International Holocaust Remembrance Alliance

1. Beschlussfassung:

Die Regierung bestellt Frau Dr. Tomke Lask, Leiterin des Zentrums für politische Bildung Ostbelgiens der Autonomen Hochschule, als Vertreterin der Deutschsprachigen Gemeinschaft in die Arbeitsgruppe Bildung der International Holocaust Remembrance Alliance.

Der Minister für Bildung und wissenschaftliche Forschung wird mit der Durchführung des vorliegenden Beschlusses beauftragt.

2. Erläuterungen:

Hintergrund der IHRA:

Die International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) geht zurück auf die 1998 ins Leben gerufene Taskforce for International Cooperation on Holocaust Education, Remembrance and Research. In Folge des Stockholm International Forum on Holocaust, bei dem im Jahr 2000 Regierungen von 46 Ländern vertreten waren, wurde die Stockholmer Erklärung zum Gründungsdokument der IHRA.

Seither verbindet die IHRA Regierungen und Experten, um das historische Erinnern an den Holocaust sowie diesbezügliche Bildung und Forschung im Sinne der Erklärung und der damit einhergehenden gemeinsamen Prinzipien zu stärken und zu fördern.

Die Stockholmer Erklärung lautet im Volltext wie folgt:

Wir, die Hohen Vertreter der Regierungen auf dem Stockholmer Internationalen Forum über den Holocaust, erklären Folgendes:

Der Holocaust (die Schoah) hat die Zivilisation in ihren Grundfesten erschüttert. In seiner Beispiellosigkeit wird der Holocaust für alle Zeit von universeller Bedeutung sein. Nach einem halben Jahrhundert ist er zeitlich noch hinreichend nah, dass Überlebende Zeugnis ablegen können über die Schrecken, die die jüdischen Mitmenschen durchleiden mussten. Das schreckliche Leid der Millionen weiterer Opfer der Nazis hat auch das gesamte Europa mit einer unauslöschlichen Narbe gezeichnet.

Das Ausmaß des von den Nazis geplanten und ausgeführten Holocaust muss für immer in unserem kollektiven Gedächtnis verankert bleiben. Die selbstlosen Opfer derjenigen, die sich den Nazis widersetzten und manchmal gar ihr Leben ließen, um Opfer des Holocaust zu schützen oder zu retten, müssen ebenfalls einen festen Platz in unseren Herzen erhalten. Dieses ungeheure Grauen ebenso wie die Größe der Heldentaten können Eckpfeiler für uns sein, die menschliche Fähigkeit zum Guten wie zum Bösen zu verstehen.

Da die Menschheit noch immer von Völkermord, ethnischer Säuberung, Rassismus, Antisemitismus und Ausländerfeindlichkeit gezeichnet ist, trägt die Völkergemeinschaft eine hehre Verantwortung für die Bekämpfung dieser Übel. Gemeinsam müssen wir die schreckliche Wahrheit des Holocaust all jenen gegenüber vertreten, die sie bestreiten. Wir müssen die moralische Verpflichtung unserer Völker wie die politische Verpflichtung unserer Regierungen stärken, um sicherzustellen, dass künftige Generationen die Ursachen des Holocaust begreifen können und über seine Folgen nachdenken.

Wir verpflichten uns, unsere Anstrengungen zur Förderung der Aufklärung, des Erinnerns und der Forschung im Bereich des Holocaust zu verstärken, und zwar sowohl in den Ländern, die bereits viel in dieser Hinsicht geleistet haben, als auch in denjenigen, die sich unseren Bemühungen anschließen möchten.

Wir haben die gemeinsame Verpflichtung, das Studium des Holocaust in allen seinen Dimensionen anzuregen. Wir werden die Aufklärung über den Holocaust an unseren Schulen und Universitäten sowie in unseren Gemeinden fördern und sie in anderen Einrichtungen unterstützen.

Wir haben die gemeinsame Verpflichtung, der Opfer des Holocaust zu gedenken und diejenigen zu ehren, die Widerstand gegen ihn geleistet haben. Wir werden geeignete Formen des Erinnerns an den Holocaust in unseren Ländern anregen, darunter einen jährlichen Holocaust-Gedenktag.

Wir haben die gemeinsame Verpflichtung, Licht in das noch immer herrschende Dunkel des Holocaust zu bringen. Wir werden alle erforderlichen Schritte unternehmen, um die Öffnung von Archiven zu erleichtern und somit Forschern den Zugang zu allen Dokumenten mit Bezug zum Holocaust zu gewährleisten.

Es ist durchaus angemessen, dass diese erste große internationale Konferenz des neuen Jahrtausends sich dazu bekennt, die Saat einer besseren Zukunft in den Boden einer bitteren Vergangenheit zu streuen. Wir fühlen mit den Opfern, und ihr Kampf ist uns Ansporn. Wir wollen uns verpflichten, der Opfer zu gedenken, die ihr Leben gelassen haben, die noch unter uns weilenden Überlebenden zu achten und das gemeinsame menschliche Streben nach gegenseitigem Verstehen und nach Gerechtigkeit zu bekräftigen.

Organisation:

Derzeit sind 31 Staaten Mitglieder, zwei Staaten Partnern und neun Staaten Beobachter in der IHRA. Die nationalen Regierungen bilden die Delegationen, zu denen in der Regel Lehrer, Forscher oder Vertreter von Museen und Gedenkstätten zählen.

Zwei Mal jährlich kommt das Plenum der IHRA, bestehend aus den Leitern der nationalen Delegationen, zusammen. Als offizielle Entscheidungsträger stimmen sie über die Empfehlungen der IHRA-Experten, die von den Regierungen in die Arbeitsgruppen bestellt werden, ab.

Die Arbeitsgruppen und Ausschüssen tagen jeweils vor den Plenarsitzungen. Darüber hinaus arbeiten die Experten über das Jahr hinweg z. B. in internationalen Projekten zusammen, nehmen an Konferenzen teil etc..

Zur Zeit bestehen vier Arbeitsgruppen: Wissenschaft, Bildung, Denkmäler und Museen und Kommunikation.

Während die ersten drei Gruppen mit den Entwicklungen in den jeweiligen Bereichen beschäftigt sind und diesbezügliche Handlungsempfehlungen an das IHRA-Plenum aussprechen, widmet sich die Arbeitsgruppe Kommunikation der Informations-übermittlung an bestimmte Zielgruppen aus Politik, Bildungseinrichtungen, Museen etc.

Neben den Arbeitsgruppen bestehen vier Ausschüsse, die auf die Expertise der Arbeitsgruppen sowie weiterer Spezialisten aus verschiedenen Fachrichtungen zurückgreifen können, um multidisziplinäre Ansätze zu bestehenden Herausforderungen im Umgang mit der Aufarbeitung, Forschung und Vermittlung der Geschichte des Holocaust zu entwickeln. Diese Ausschüsse setzen sich mit folgenden Themen auseinander:

  • Genozid an den Roma

  • Antisemitismus und die Leugnung des Holocausts

  • Holocaust, Genozid und Verbrechen gegen die Menschheit

Am 6. März 2018 hat Italien den Vorsitz der IHRA übernommen. Den Ehrenvorsitz hält Herr Professor Yehuda Bauer inne, Dr Wichert ten Have ist Berater der IHRA. Beide stehen zur Verfügung, um den Vorsitz, den Direktionssekretär und die Mitglieder der Arbeitsgruppen zu beraten.

Belgische Delegation:

Die Belgische Delegation bei der IHRA wird derzeit von Herrn Jan-Marie Deboutte geleitet. Weitere Mitglieder sind:

Head of the Belgian Delegation to the IHRA

Yasmina Amire (Chancery of the Prime Minister) – Communication Working Group

Christophe Busch (Kazerne Dossin) – Museums and Memorials Working Group

Francoise Capacchi (Ministry of Education) – Education Working Group

Charlotte Dekempeneer (Government of the Flemish Community) - Education Working Group

Michel Jaupart (War Heritage Institute ) - Museums and Memorials Working Group

Joël Kotek (Ministère de la Communauté française de Belgique) – Academic Working Group

Philippe Marchal (Ministère de la Communauté française de Belgique) – Museums and Memorials Working Group

Yves Monin ("Démocratie ou Barbarie" unit of the French Community of Belgium - Education Working Group

Philippe Plumet (Démocratie ou Barbarie/Conseil de la transmission de la mémoire) - Education Working Group.

Philippe Raxhon (Ministère de la Communauté française de Belgique) – Academic Working Group

Veerle Vanden Daelen (Kazerne Dossin) – Academic Working Group

Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft:

Die Deutschsprachige Gemeinschaft war bislang durch Herrn Dr. Herbert Ruland in der Arbeitsgruppe Wissenschaft der IHRA vertreten. Damit war Herr Dr. Ruland auch Teil der Belgischen Delegation.

Die Vertretung der Deutschsprachigen Gemeinschaft in der Arbeitsgruppe Bildung der IHRA umfasst jährlich zwei Teilnahmen an den ca. zweistündigen Koordinationstreffen in Brüssel im Vorfeld der IHRA-Plenumssitzungen. Organisiert werden die Vorbereitungstreffen durch die Abteilung Coormulti im Außenministerium. Inhaltlich geht es bei diesen Treffen um die gegenseitige Information bzgl. regionalen Aktivitäten, Ergebnisse der Arbeitsgruppen sowie seitens des FÖD Auswärtige Angelegenheiten um die Positionierung in Hinblick auf die Tagesordnung der IHRA-Plenarveranstaltung.

Unmittelbar vor den Plenarsitzungen finden die internationalen Treffen in den Arbeitsgruppen statt. Sie dauern zwei bis drei Tage. Gelegentlich fallen Berichte zur Situation in Ostbelgien an.

3. Finanzielle Auswirkungen:

Es entstehen keine zusätzlichen Kosten für die Deutschsprachige Gemeinschaft.

4. Gutachten:

Es sind keine Gutachten erforderlich.

5. Rechtsgrundlage:

Working Rules of the International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA)