Beispiele aus der Praxis

Kanada setzt verschiedene Instrumente ein. In Ontario etwa bedient sich der Casemanager des RAI HC. Dieses identifiziert die Bedürfnisse, um das bestmögliche Angebot zusammenzustellen und die Dienste bestmöglich zu koordinieren.

Auf Basis von BelRAI wird ein elektronischer geteilter Pflegeplan mit der Hilfe der CAPs erstellt.

Österreich

Seit 2004 nutzen Organisationen der mobilen Pflege in der Steiermark flächendeckend den RAI HC. Geschultes Personal wendet es an. Ausschließlich Gesundheits- und Krankenpfleger füllen es aus. Es gibt spezielle Arbeitshilfen und Schulungen für das betroffene Personal.

Der BelRAI HC muss innerhalb der ersten vier Tage der Begleitung ausgefüllt werden. Mindestens einmal pro Jahr oder wenn sich der Gesundheitszustand verändert, ist eine Auswertung vorgesehen. So kontrollieren die Österreicher den Verlauf und legen anhand der Ergebnisse gemeinsam mit dem Klienten und/oder den Angehörigen Ziele fest.

Sie haben festgestellt, dass aufgrund der Komplexität der Verwaltungsaufwand anfangs höher ist. Längerfristig relativiert sich dies mit der wachsenden Praxis.

Ein weiteres Hindernis besteht darin, dass die Klienten selber oder die Angehörigen nicht nachvollziehen können, warum RAI HC angewendet wird. In Österreich muss zudem der Klient die Ausführung des RAI HC bezahlen. Die beiden letzten Punkte können in Form von Vereinbarungen mit dem Klienten gelöst werden.

Ein stark wechselnder Allgemeinzustand eines Klienten wird auch als Schwierigkeit angesehen, da somit sehr viel Zeit Auswertung benötigt wird.

Ein großer Vorteil ist, dass die Krankenpfleger durch RAI HC eine globale Sicht bekommen haben und den Klienten besser kennenlernen. Der RAI HC ermöglicht eine gute Basis für die Pflegeplanung und erleichtert diese. Zudem mussten seltener Korrekturen bei der Pflegeplanung vorgenommen werden, da diese auf einer fundierten Grundlage steht.

Zudem fördert RAI die Ressourcenorientierung. Das Potenzial des Klienten wird erfasst und Aspekte der Gesundheitsförderung und Prävention werden mitbeachtet.

Schweiz

Die Schweizer nutzen RAI, um die Pflegesituation zu erfassen und einem von zwölf Pflegeprofilen zuzuordnen. Das RAI ist dazu an den Bedarf der Schweiz angepasst worden. Ziel war es, eine gemeinsame Sprache zu finden und ein einheitliches Instrument. Vorab gab es unterschiedliche Herangehensweisen in den Schweizer Kantonen.

Zudem dient das Instrument dazu, die Qualität zu sichern, zu forschen und die Qualität zu steigern bei der Betreuung von Personen mit einem komplexen Pflegebedarf. Seit 2004 gibt es eine lizensierte Software zur Nutzung von RAI Schweiz.

Deutschland

In Deutschland wird mit RAI primär in zwei Bereichen gearbeitet:

  • in Bremen, an der Implementierung von RAI HC in Halle-Wittenberg für das HC-LTCF

Ziel war es, durch das RAI die Pflegequalität zu verbessern.

Voraussetzung ist, dass alle Personalmitglieder die aktiv in der Pflege arbeiten, eine Schulung von zwei Tagen durchlaufen. Inhalte waren das RAI, das Handbuch dazu und die Integration in den Pflegeprozess sowie die Dokumentation. Das RAI wurde bei den Bewohnern alle sechs Monate durchgeführt.

Studien zeigten, dass sich die Dokumentation, die Identifikation der Problemfelder und die Gesundheitsförderung (Stürze, Dekubitus, Mobilität; freiheitsbeschränkende Maßnahmen, ...) verbesserten. Die Optimierung der Pflegeplanung mit konkreten Zielen nach Prioritäten konnte erreicht werden. Zudem konnten Qualitätsindikatoren festgestellt werden.

Flandern

In Flandern gibt es verschiedene Initiativen zu BelRAI:

  • Der Screener wird genutzt, um eine Pflegeversicherung zu gewähren.
  • BelRAI wird in Projekten in den WPZS (Emmaus Mechelen, Trento Sint-Jozef) und in der häuslichen Hilfe genutzt. Hier wird mit Pyxima gearbeitet und nicht mit BelRAI 2.0., das aktuell Unterschiede in der Anwendung aufweist (PYXIMA ist nicht mit der BelRAI-Datenbank verbunden).
  • Zudem laufen Studien zum Thema BelRAI, unter anderem um die Einschätzung der Beihilfe zur Unterstützung von betagten Personen (kurz BUB) zu gewähren. 
  • Flandern arbeitet auch stetig daran, BelRAI zu erweitern und zu verbessern. Beispiele sind die Ergänzung vom Modul „Soziales“ und die Schaffung eines Kinder-Screeners.

Längerfristig will Flandern den Screener bzw. BelRAI als einziges Einschätzungsinstrument nutzen. Genauer gesagt soll es Einsatz in der Pflege als Zugangskriterium und im Pflegealltag zur Evaluation/Qualitätssicherung (Mobilitätshilfen, BUB, Pflegeversicherung, WPZS, ...) finden.

Ostbelgien

Die Dienststelle für Selbstbestimmtes Leben hat Erfahrung mit der Anwendung von BelRAI HC (häusliche Hilfe) über das Protokoll 3-Projekt.

Seit dem 1. Januar 2019 nutzen die Orientierer den BelRAI-Screener beim anfänglichen Assessment. Das Ergebnis wird auch genutzt, um die Unterstützungskategorie im Hinblick auf die Finanzierung der WPZS zu vergeben.