Humanes Immundefizienz-Virus, kurz HIV

Es infizieren sich zwar immer weniger Menschen mit HIV und es sterben immer weniger Menschen an den Folgen von Aids, dennoch ist die Krankheit weiterhin präsent. Mittlerweile helfen Aufklärung und Medikamente dabei, sich zu schützen oder mit dem Virus zu leben - insofern man rechtzeitig dazu Zugang hat. Hier erhalten Sie alle wichtigen Informationen dazu.

Was ist HIV?

Das Humane Immundefizienz-Virus (HIV), auch „Immunschwäche-Virus“ genannt, greift das Immunsystem des Körpers an und schaltet es nach und nach aus. Das Virus schädigt vor allem die weißen Blutkörperchen, die sogenannten CD4-Zellen. Diese sind normalerweise dafür zuständig, andere Zellen des Immunsystems bei der Immunabwehr zu steuern. So verliert der Körper nach und nach seine Fähigkeit, Infektionen zu bekämpfen. Dadurch können auch Infektionen, die unter normalen Umständen harmlos sind, zu schweren oder lebensbedrohlichen Krankheitsbildern führen.

Diese sogenannten „opportunistischen Infektionen“ nutzen die Schwäche des Immunsystems, um sich zu vermehren. Das Immunsystem, das normalerweise Infektionen und geschädigte Zellen bekämpfen soll, wird also von HIV heruntergefahren und zerstört.

Was geschieht im Körper nach einer Ansteckung mit HIV?

Eine Ansteckung mit HIV äußert sich meistens nach zwei bis vier Wochen mit Symptomen, die einer Grippe oder Erkältung ähneln. Zu den Symptomen zählen:

  • Fieber
  • Abgeschlagenheit
  • Müdigkeit oder Unwohlsein
  • starker Nachtschweiß
  • Durchfall
  • angeschwollene Mandeln oder Lymphknoten
  • Muskelschmerzen
  • Hautausschlag

Die Erkrankung wird in diesem Stadium dadurch oft nicht erkannt. In dieser Phase befinden sich aber besonders viele Viren in Körperflüssigkeiten wie Blut oder Sperma und auf Schleimhäuten. Daher wird das Virus in dieser ersten Phase sehr oft auf Sexualpartner übertragen.

Danach bleibt die Infektion eine Zeit lang symptomlos, solange der Körper das Virus selbst in Schach halten kann. In dieser symptomfreien Zeit können trotzdem Schäden am Immunsystem und an den Organen entstehen.

Wie verläuft eine Ansteckung mit HIV ohne Behandlung und was ist AIDS?

Wenn HIV nicht behandelt wird, werden die T4-Helferzellen des Immunsystems im Körper immer weiter zerstört. Irgendwann treten Beschwerden auf wie zum Beispiel:

  • Nachtschweiß
  • langanhaltende Lymphknotenschwellungen
  • Gürtelrose (Herpes Zoster)
  • Fieber über 38,5 Grad Celsius ohne erkennbare andere Ursache
  • langanhaltender Durchfall
  • langanhaltender Pilzbefall von Mund, Rachen, Vagina (länger als einen Monat)
  • Nervenschädigungen an Armen und Beinen mit Schmerzen, Kribbeln und Taubheitsgefühl

AIDS (Acquired Immunodeficiency Syndrome = erworbenes Immunschwächesyndrom) ist die Spätfolge einer Infektion mit HIV. Von AIDS spricht man,

  • wenn pro Mikroliter Blut nur noch 200 Helferzellen oder weniger zu finden sind und
  • wenn bestimmte Krankheiten auftreten, wie zum Beispiel eine bestimmte Form der Lungenentzündung (Pneumocystis-Pneumonie), ein Pilzbefall der Speise- und Luftröhre oder bestimmte Krebsarten (z. B. Kaposi-Sarkom).

Bei rechtzeitiger Behandlung kann AIDS vermieden werden. Außerdem können AIDS-Symptome durch eine Behandlung von HIV rückgängig gemacht werden.

Wie ansteckend ist HIV?

HIV überträgt sich, wenn Schleimhäute oder Wunden auf der Haut mit infektiösen Körperflüssigkeiten in Kontakt kommen. Besonders häufig findet sich das Virus:

  • in Sperma
  • in Scheidenflüssigkeit
  • auf der Darmschleimhaut
  • in (Menstruations-)Blut

Daher ist der Übertragungsweg meistens ungeschützter Vaginal- und Analsex, sehr selten auch Oralsex, wenn Blut oder Sperma in den Mund gelangen.

Zu einer Übertragung kommt es nur, wenn man ungeschützten Sex mit einer HIV-infizierten Person hat, die nicht mit HIV-Medikamenten behandelt wird. Das Risiko steigt mit der Anzahl und Häufigkeit der ungeschützten Kontakte.

Während der Schwangerschaft, bei der Geburt oder beim Stillen kann HIV auf das Kind übertragen werden, wenn die Mutter keine Medikamente gegen HIV einnimmt. Die Übertragung kann über folgende Wege stattfinden:

  • über die Plazenta
  • durch Kontakt mit Blut oder Vaginalsekret
  • durch Muttermilch

Eine andere Situation, in der Körperflüssigkeiten weitergegeben werden können, ist zum Beispiel das Benutzen gemeinsamer Spritzen mehrerer drogenabhängiger Personen.

Im Vergleich zu anderen Krankheitserregern ist HIV aber prinzipiell schwerer übertragbar. Darum ist das Risiko einer Ansteckung in alltäglichen Situationen nicht gegeben, auch nicht beim Umarmen, Streicheln, Küssen oder durch die Luft (beim Husten oder Niesen).

Wie können Sie sich gegen HIV schützen?

  • Kondome: Der wichtigste Schutz gegen HIV sind Kondome beim Sex. Nur durch ein Kondom kann der Kontakt zu Körperflüssigkeiten vermieden werden.
  • Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP): Die Prä-Expositions-Prophylaxe (PrEP) ist eine aktive Vorsorge, die vor einem möglichen HIV-Kontakt eingenommen wird. Es handelt sich hierbei um ein Medikament, das vor der Ansteckung mit HIV schützt. Die PrEP schützt in gleichem Maße wie ein Kondom oder eine Therapie, aber nur wenn sie richtig angewendet wird. Alle Informationen zur PrEP finden Sie in den weiterführenden Links.
  • Postexpositionsprophylaxe (PEP) nach ungeschütztem Geschlechtsverkehr mit einer infizierten Person: Nach ungeschütztem Sex mit einer Person, die sehr wahrscheinlich HIV hat und nicht mit HIV-Medikamenten behandelt wird, kann eine Post-Expositions-Prophylaxe (PEP) eine HIV-Übertragung noch verhindern. Mit einer PEP sollte idealerweise innerhalb von 2 Stunden, möglichst innerhalb von 24 Stunden und nicht später als 48 Stunden nach dem Risikokontakt begonnen werden. In der Notaufnahme einer Universitätsklinik oder eines Referenzzentrums für HIV können Sie die PEP erhalten. Die Referenzzentren finden Sie in den weiterführenden Links.
  • HIV-Therapie: Eine HIV-Therapie unterdrückt die Vermehrung der Viren im Körper so stark, dass HIV nach einiger Zeit im Blut nicht mehr nachweisbar ist. HIV kann dann selbst beim Sex nicht übertragen werden.
  • Safer use: Bei Personen, die Drogen konsumieren, soll auf eine einmalige Verwendung von Spritzbesteck geachtet werden. Nadeln dürfen nicht mehrmals verwendet oder weitergegeben werden.

Was tun, wenn Sie befürchten, sich angesteckt zu haben?

Wenn die Möglichkeit einer Ansteckung besteht, sollten Sie einen Test machen. Eine HIV-Infektion kann heutzutage mit einfachen und kostengünstigen Schnelltests und auch mit Selbsttests diagnostiziert werden. Selbsttests erhalten Sie in Apotheken. Sie werden ohne Vorlage einer ärztlichen Verordnung verkauft. Bei nachfolgenden Anlaufstellen können Sie während einer Beratung oder an festgelegten Terminen einen Test durchführen lassen:

  • Prisma in Eupen
  • in der Beratungsstelle Sofelia in Verviers
  • bei Centre-S in Lüttich
  • bei der AIDS-Hilfe Aachen

Ihr Test ist positiv, was jetzt?

Wenn Ihr Test positiv ausfällt, sollten Sie schnellstmöglich mit einem Arzt Kontakt aufnehmen, damit die Diagnose gesichert und eine Behandlung gestartet werden kann. Oft ist die Diagnose von HIV bei den Betroffenen mit viel Unsicherheit und auch Scham verbunden. Dann hilft der Kontakt zu einer Beratungsstelle dabei, erstmals über die Erkrankung auszutauschen und die Erfahrung zu machen, dass man mit der Erkrankung nicht allein ist. Eine Ansteckung ist keine Schande und kann jeden betreffen.

Es gibt hochwirksame Behandlungen gegen HIV!

Wenn Sie die Behandlung von HIV frühzeitig anfangen und kontinuierlich fortführen, ermöglicht sie Ihnen ein selbstbestimmtes Leben mit einer normalen Lebenserwartung. Auch die Übertragung auf andere Personen kann damit vermieden werden.

Die Behandlung von HIV erfolgt durch antiretrovirale Medikamente. Diese Medikamente sorgen dafür, dass sich das Virus nicht noch weiter im Körper ausbreitet. Eine wirksame antiretrovirale Behandlung verhindert während der Schwangerschaft, bei der Geburt und beim Stillen die Übertragung von HIV auf das Kind. Die Übertragung des Virus auf Sexualpartner wird mit einer korrekten Behandlung ebenfalls vermieden.

Bei einer behandelten HIV-Infektion erhöhen selbst andere Geschlechtskrankheiten das HIV-Übertragungsrisiko nicht.

Wenn keine Behandlung von HIV erfolgt, stellen auch andere Geschlechtskrankheiten wie zum Beispiel Syphilis, Tripper oder Chlamydien ein zusätzliches Risiko dar, denn wenn die Schleimhäute in den betroffenen Bereichen bereits erkrankt und damit geschwächt oder beschädigt sind, erfolgt eine Ansteckung schneller. Schleimhautschädigungen sind dann Ausgangs- und Eintrittspforten bei Erkrankten und bei deren Sexualpartnern.